




Wort zum Tage, 29.04.2022
Beate Hirt, Frankfurt
Tag der Diakonin
Es war ein besonderer Moment für mich, am 29. April vor ein paar Jahren. In der Kirche St. Stephan in Mainz – viele kennen sie wegen der Chagall-Fenster –, fand ein katholischer Gottesdienst zum so genannten „Tag der Diakonin“ statt.
Und bei diesem Gottesdienst saßen nicht nur viele Frauen im Kirchenraum – das bin ich von katholischen Gottesdiensten gewöhnt. An diesem Tag standen auch ausschließlich Frauen vorne im Altarraum und haben den Gottesdienst geleitet. Das ist immer noch höchst selten in meiner katholischen Kirche.
Schon als die Frauen in ihren liturgischen Gewändern durch den Mittelgang einzogen, sind mir, ehrlich gesagt, die Tränen in die Augen gekommen. Ich habe deutlich gespürt, was mir in meiner katholischen Kirche so sehr fehlt: Frauen in der Leitung auch in den Gottesdiensten, Frauen, die predigen, Frauen, die alle geistlichen Ämter wahrnehmen können.
Mir tut es weh, dass Frauen in der katholischen Kirche noch immer benachteiligt und diskriminiert werden. Ich kann es auch mittlerweile nur noch schwer ertragen, wenn in Gottesdiensten nur Männer vorne stehen – und in großen Dom-Gottesdiensten sind es manchmal richtig viele.
Umgekehrt geht mir eben das Herz auf, wenn – wie damals in St. Stephan – Frauen vorne stehen und die Leitung haben.
Seit über zwanzig Jahren feiern katholische Frauen am 29. April besondere Gottesdienste und setzen sich damit auch für das Diakonat der Frau ein. Noch vor ein paar Jahren wurden solche Gottesdienste von offizieller, bischöflicher Seite oft verschwiegen und ignoriert.
Mittlerweile ist das anders. Katholische Bischöfe unterstützten heute an vielen Orten den „Tag der Diakonin“. Und über die geistlichen Ämter für Frauen in der katholischen Kirche wird offen und öffentlich debattiert. Zum Beispiel beim „Synodalen Weg“, dem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland.
Ich stelle mir vor: Der heiligen Katharina von Siena würde das gefallen. Sie ist die Heilige, deren Gedenktag heute am 29. April begangen wird. Für viele katholische Frauen ist sie sozusagen die Patronin des Frauendiakonats. Sie hat schon im vierzehnten Jahrhundert Könige, Kardinäle und sogar den Papst beraten und zu Reformen gedrängt.
Ich denke heute an diese mutige und kritische Heilige und nehme sie mir zum Vorbild. Und ich bete heute am Gedenktag der heiligen Katharina intensiv zu Gott, dass die Reformen in meiner katholischen Kirche vorankommen. Dass es gerechter zugeht. Und dass Frauen bald zu allen Diensten und Ämtern zugelassen werden.
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Über die Autorin Beate Hirt

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