




Wort zum Tage, 27.11.2021
Pfarrer Hans-Peter Weigel, Bamberg
Adventskranz
Am Sonntag ist Erster Advent. Vor Rathäusern und in Gaststuben ist schon der Christbaum aufgestellt. Viele warten damit noch bis Weihnachten.
Sie stimmen sich erst mal mit einem Adventsgesteck auf das Fest ein. Der Klassiker ist der Kranz aus Tannenzweigen mit rotem Band und vier Kerzen.
Den ersten Adventskranz gab es um 1850: Pfarrer Johann Hinrich Wichern, Gründer des Rauhen Hauses, eines Waisenhauses in Hamburg, hielt im Advent jeden Tag mit den Kindern und Jugendlichen eine Andacht.
Er stellte ein großes Wagenrad auf, das mit Tannenzweigen umwickelt und mit Kerzen bestückt war. Vier große waren im gleichen Abstand rundum verteilt; dazwischen waren je sechs kleine Kerzen aufgesteckt.
Die großen standen für die vier Adventssonntage, die kleinen für die Werktage. Jeden Tag wurde eine weitere Kerze entzündet.
Am Heiligen Abend leuchteten dann alle Kerzen. Dann erst zündete man die Lichter am Christbaum an – unzählig mehr als die Kerzen am Kranz…
Warum gibt es ausgerechnet vier Adventssonntage? Eine Deutung erklärt das so: Als man vom Urknall noch nichts wusste und die Evolutionslehre noch nicht kannte, lehrte man, Gott habe viertausend Jahre vor Christi Geburt die Welt erschaffen.
Als Adam und Eva nach ihrer Sünde aus dem Paradies gewiesen wurden, versprach Gott, eines Tages werde ein Erlöser kommen und „der Schlange den Kopf zertreten“.
Viertausend Jahre lang musste die Menschheit warten. Viertausend Jahre lang die Sehnsucht nach dem Erlöser aushalten, bis er in der Heiligen Nacht geboren wurde. Die vier Kerzen stehen für viertausend Jahre Sehnsucht.
Vielleicht lächeln wir über diese volkstümliche Erklärung. Aber Sehnsucht haben wir ja wirklich, auch wenn wir sie oft verdrängen.
„Im Advent feiern wir bewusst vier Wochen lang unsere Sehnsüchte“,
schreibt der Benediktinerpater Anselm Grün. Und nennt Denkanstöße dazu:
„Wonach sehne ich mich? Was könnte mein Leben erfüllen? Was fehlt mir?“ [1]
Darüber nachdenken geht gut in ein paar stillen Minuten, wenn die Adventskerzen leuchten.
[1] Anselm Grün, Heilendes Kirchenjahr. Münsterschwarzach: Vier Türme 1985, S. 23 f.
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Über den Autor Pfarrer Hans-Peter Weigel

Kontakt: hp.weigel@t-online.de
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