




Wort zum Tage, 16.06.2018
Beate Hirt aus Frankfurt
500 Meter = 1 Kilo
Diese Zahlen lassen mich nicht mehr los: 500 Meter sind 1 Kilogramm. So stand es in meiner Mitgliedszeitschrift vom Alpenverein. 500 Meter Autofahren, so wird da erklärt, zerstört ein Kilo Gletschereis. Das hat eine Studie der Uni Innsbruck ergeben. Und ihre Hauptaussage ist: Die weltweite Gletscherschmelze durch den Klimawandel ist praktisch nicht mehr aufzuhalten. Selbst, wenn das Zwei-Grad-Ziel eingehalten werden könnte, werden schon in den nächsten gut zehn Jahren dreißig Prozent der weltweiten Gletscher verschwinden.
Ich muss bei diesen Zahlen auch an unsere Alpenwanderung vor drei Jahren denken: Am letzten Tag unserer Hüttentour wollten wir einen Gletscher überqueren. Wir hatten uns leichte Steigeisen für die Schuhe besorgt und den Weg auf der Karte genau angeschaut. Wir hatten Respekt vor diesem Gletscher - und wir haben uns auf ihn gefreut. Und dann das: Der Weg über den Gletscher, der verzeichnet war: den gab es nicht mehr. Schon von der Höhe aus konnten wir das sehen. Und weiter unten stand dann ein Schild: „Der alte Weg ist gesperrt. Folgen Sie den neuen Markierungen.“ Wir mussten ein ganzes Stück Umweg laufen. Und zum Gletscher richtig hinunterklettern. Dann sind wir weiter unten doch noch über ihn drüber gelaufen. Und ich war hin und her gerissen zwischen Faszination und Erschrecken. Dieser Gletscher war immer noch ungeheuer beeindruckend: Eine riesige Fläche Eis, die in der Sonne glänzte und funkelte. Und wenn ein Spalt hindurchging, konnte man die dicke Schicht sehen. Aber wir hörten und sahen auch unentwegt ein Gegurgel und Geplätscher. Es war klar: Dieser Gletscher verliert ständig riesige Mengen an Wasser. Er schmilzt rasant. Das hat mich richtig erschüttert.
Ich hab mir damals vorgenommen: Ich will noch mehr tun gegen den Klimawandel. Zum Beispiel: Noch öfter Fahrrad fahren, zu Fuß gehen oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Und jetzt bestätigt mir die Studie aus Innsbruck: Jede paar hundert Meter, die ich aufs Auto verzichte, sorgen dafür, dass ein Stück Gletschereis erhalten bleibt. Auch zu meiner nächsten Hüttentour im Juli werde ich deswegen wieder mit dem Zug fahren. Das klappt erstaunlich gut und dauert kaum länger als mit dem Auto. Jeder kleine Schritt, den ich in meinem persönlichen Lebensbereich tue, hat Wirkung auf die Umwelt, christlich gesprochen: auf die Schöpfung Gottes. Papst Franziskus hat es in seiner Umweltenzyklika einmal so gesagt: „Man soll nicht meinen, dass diese Bemühungen die Welt nicht verändern.“
Über die Autorin Beate Hirt

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